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Geschäftsbericht von Jenny Heeb, Präsidentin des "Förderverein Neue Wege in Somalia", Mai 2009 bis April 2010
 
Vorstandsarbeit des "Förderverein Neue Wege in Somalia"
Der Vorstand hat 2009-2010 in der bewährten Zusammensetzung monatlich an der Gartenhofstrasse 7 getagt. Neu hinzugekommen ist Lucia Abdi Farah, eine junge Schweizerin, die sehr gute Kontakte zu Somalierinnen und Somalier hat. Sie möchte sich noch nicht in den Vorstand wählen lassen, sondern als Beisitzerin an unsern Sitzungen teilnehmen. Sie hat den heutigen Zvieri mit somalischen Frauen organisiert. Ihr und ihren Kolleginnen sei herzlich gedankt. Leider ist unser Buchhalter, Hansueli Grüter, Ende Oktober 2009 gestorben. Seine Aufgabe hat er ruhig und exakt erledigt, wir danken ihm dafür. Jetzt ist Urs Etter Kassierer und Buchhalter zugleich. Ich danke ihm ganz herzlich für seine grosse Arbeit. Allen andern, Heiri Frei, Vreni Gertsch und Bigna Rambert danke ich ebenfalls ganz herzlich für ihren steten enormen Einsatz für das Werk New Ways in Merka. So wie ich euch kenne, werdet ihr euch im neuen Geschäftsjahr mit demselben Elan einbringen. Bashir Gobdon ist oft durch seine unregelmässige Arbeitszeit verhindert, an unseren Vorstandsitzungen teilzunehmen, aber ist stets noch dafür besorgt, dass die Zahlungen unserer Gelder nach Merka gelangen. Heute kann er nicht dabei sein, weil er mit seiner Familie in den Ferien weilt.

Danken möchte ich der Berti Wicke-Stiftung, die uns 2009 und 2010 wiederum je CHF 25'000 gespendet hat und allen andern Stiftungen und Kirchgemeinden, die uns sehr stark unterstützt haben. Der Dank geht aber auch an alle treuen privaten Spenderinnen und Spender, die zum Teil seit über 15 Jahren die Arbeit von New Ways unterstützen.

Wie Sie alle wissen, suchen wir seit einigen Jahren eine Zusammenarbeit mit einer andern, grösseren Organisation und hoffen, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt New Ways übernimmt. An der letzten Generalversammlung haben wir von einer Kooperation mit Swisso Kalmo gesprochen, leider lässt sich dies nicht verwirklichen wegen der katastrophalen Lage, in der sich der Süden Somalias befindet und aus privaten Gründen von Familie Nur; Magda Nur ist nach schwerer Krankheit am 25. April gestorben. Wir werden Magda stets in guter Erinnerung behalten.

Anfangs Januar 2010 hat sich unser Vorstand mit einer französischen Organisation Médecins du Monde in Zürich getroffen, um über eine Zusammenarbeit auf medizinischer Ebene zu diskutieren. Bigna Rambert wird Ihnen nachfolgend mehr darüber berichten und wird sie über das Ambulatorium und den Gesundheitsposten in Ambe Banaan informieren.

Sekundarschule
Mit dem Leiter Abdullahi sind wir sehr zufrieden. Er beantwortet unsere Fragen immer schnell und gewissenhaft. Kürzlich hat er uns einen guten Bericht über die Sekundarschule geschickt. Er schreibt: "Seit der Eröffnung dieser Schule im Januar 2001 haben hunderte von Studenten ein Examen abgelegt und 80 arbeiten nun als Lehrer in verschiedenen Schulen der Region des Lower Shabelle, nachdem sie von UNICEF und UNESCO noch ein Lehrertraining erhalten haben. Die Schulen spielen im Süden von Somalia, wo Gewalt vorherrscht, eine grosse Rolle, weil sie die männlichen Jugendlichen daran hindern können, sich einer kriegführenden Gruppe anzuschliessen.
Dies ist auch der Grund weshalb viele Eltern ihre Kinder zur Schule schicken. So kann man sagen, dass den Kindern durch den Schulbesuch Friedenserziehung geboten wird. Es ist erwiesen, dass sehr viele der Kinder, die keine Schulen besuchen, Banditen werden. Zwei der drei Universitätsstudenten, welche finanziell von unserer Schule unterstützt worden sind, haben eine Anstellung an der Universität Mogadiscio erhalten. Im Oktober 2009 haben sich 338 Knaben und 162 Mädchen an der Sekundarschule eingeschrieben. Im Laufe des Semesters haben 82 Knaben und 28 Mädchen die Schule verlassen; dabei hat sich ergeben, dass 62 Studenten Somalia verlassen haben, weil ihre Eltern befürchteten, ihre Kinder könnten sich einer kriegführenden Gruppe anschliessen. Die Jugendlichen wurden nach Südafrika, Jemen oder Libyen geschickt oder auch in Flüchtlingslager im Nordosten von Kenia. 20 Studenten, die ursprünglich vom Land kamen und die von ihren Eltern nicht mehr unterstützt werden konnten, haben die Schule auch verlassen. Dann gab es auch drei Studentinnen, die verheiratet worden sind und deshalb die Schule nicht mehr besuchen konnten."

Leider ist der Schulleiter der Sekundarschule Ahmed Mohammed Ahmed schwer erkrankt und liegt in einem Spital in Nairobi. Ich kenne diesen Mann und er machte immer einen sehr guten Eindruck auf mich, leider konnten wir uns aus sprachlichen Gründen kaum miteinander unterhalten. Dieser Mann wurde vor x-Jahren von Vre Karrer eingestellt. Wir wurden angefragt, ob wir diesem Mann finanziell beistehen könnten.

Primarschule
Zur Primarschule hat uns Abdullahi im April folgendes mitgeteilt: "Die 528 Kinder kommen aus ganz armen Familien. Das Primarschulhaus ist seit Jahren in einem Privathaus untergebracht, dessen Räume sehr eng sind. Darin zu lernen ist nicht einfach, deshalb wird in einer Morgen- und einer Nachmittagsschicht unterrichtet. Die sanitären Anlagen lassen sehr zu wünschen übrig, es gibt nur ein WC. Wir konnten dem Unterstützungsverein in Zürich einen Kostenvoranschlag für vier WCs unterbreiten. Im Jahr 2008 und einem Teil des Jahres 2009 lieferte das Welternährungsprogramm (WFP) Trockennahrung und New Ways lieferte Früchte und Gemüse, sodass die Kinder eine warme Mahlzeit zu sich nehmen konnten. Diese Mahlzeiten förderten die Einschreibungen im 2008 sehr. Nach dem Ausscheren des Welternährungsprogramms fehlten den Kindern die warmen Mahlzeiten. New Ways konnte nur Mahlzeiten für die allerärmsten 240 Kinder zur Verfügung stellen. Dies hatte zur Folge, dass die Einschreibungen 2009 stark zurückgingen.

Unter den anhaltenden Spannungen hat die Zivilbevölkerung im Quartier rund um die Primarschule sehr gelitten, so dass jetzt der Unterricht in der Primarschule gratis ist. Vor allem die Mütter der Schulkinder bringen am Morgen Brennholz auf den Markt, damit sie wenigstens ihren Kindern eine Mahlzeit geben können.

In den unteren Klassen besuchen immer noch mehr Mädchen als Buben die Schule."

Sanitation / Stadtsäuberung
Abdullahi hat uns folgende Auskunft gegeben: "Das Team arbeitet im Zentrum der Stadt Merka und um den Markt. Jeden Morgen sammeln zwei Teams mit zwei Eselskarren grosse Mengen von Abfall ein und entsorgen ihn an einem Ort bei der lokalen Verwaltung, nahe des Ozeans.

Hunderte wenn nicht Tausende von Familien sind vor den ständigen Angriffen aus Mogadiscio geflohen und bevölkern nun die Stadt Merka. Die stark angestiegene Bevölkerung produziert auch viel mehr Abfall. Ohne die beiden New Ways Sanitation Teams wäre die Stad nicht gegen den Ausbruch von Krankheiten gefeit. Die lokale Administration und die Bevölkerung schätzen den Service der beiden New Ways' Teams. Die Sanitation arbeitet auch im Gefängnisareal, dieses Areal ist sehr überfüllt. Die lokale Administration sammelt den Abfall in den Zellen, die Polizeistation häuft ihn draussen auf und unsere Teams holen ihn ab. Die Administration hilft uns, die Händler anzuhalten, den Abfall in Kisten zu tun, damit wir es leichter haben, ihn zu entsorgen."

Ambe Banaan
Seit einigen Jahren haben wir im Budget USD 1'000 für die Leute in Ambe Banaan. Seit zwei Jahren wurde dieses Geld aber nicht mehr in Anspruch genommen. Deshalb haben wir Abdullahi und Salim vor längerer Zeit gebeten, die Leute anzufragen, wie sie dieses Geld verwenden möchten. Vor drei Wochen haben wir nun von Abdullahi ein finanzielles Gesuch von USD 950 erhalten. Abdullahi hat mit den Bauern geredet; sie wünschen, dass sie mit diesem Geld in ihrer Umgebung die Kanäle säubern und gute Samen kaufen können. Inzwischen haben die Bauern mit der Säuberung des Kanals begonnen, mussten aber die Arbeiten wegen des Regens unterbrechen und hoffen, dass sie bald weiterfahren können. Samen haben sie bereits gekauft.

Ich danke Ihnen auch im Namen der Angestellten von New Ways nochmals für Ihre stete Unterstützung. Gerade weil die Lage in Somalia sehr düster aussieht, ist es besonders wichtig, dass dank Ihrer Hilfe kranken Menschen geholfen werden kann und über 1'000 Kinder die Schule besuchen können.

Jenny Heeb im April 2010

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