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Generalversammlung 2011, vom 7. Mai 2011

Geschäftsbericht des "Fördervereins Neue Wege in Somalia"
von Mai 2010 bis April 2011, von Jenny Heeb, Präsidentin

 
Vorstandsarbeit des "Förderverein Neue Wege in Somalia"
Die Vorstandsmitglieder Vreni Gertsch, Dr. Bigna Rambert, Dr. Urs W. Etter, Heinrich Frei, Bashir Gobdon und ich haben uns monatlich im Gartenhof getroffen. Lucia Abdi Farah hat uns aus beruflichen Gründen im Dezember 2010 verlassen. Wir danken ihr für Ihren Einsatz und erinnern uns gerne an den reichhaltigen somalischen Zvieri an der Jahresversammlung 2010, den Lucia mit zwei Somalierinnen vorbereitet hatte.

In globo danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle von New Ways in Merka. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir nun schon seit vielen Jahren zusammen den Förderverein führen ohne die Möglichkeit zu haben, nach Merka zu reisen. Es freut mich ausserordentlich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir im Laufe der Jahre ein starkes Team geworden sind, darin auch heftige Auseinandersetzungen über die Art und Weise wie in Merka gearbeitet wird, Platz haben. Herzlichen Dank meinen Kolleginnen und Kollegen.

Es freut uns sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass wir stets noch namhafte Gelder von der Berti Wicke-Stiftung erhalten, ihr gebührt ein spezieller Dank. Auch die Stiftung Nord Süd zählt zu unserer treuen Spenderin. Danke möchte ich auch herzlich den vielen treuen privaten Spenderinnen und Spender, ohne die die Projekte in New Ways Merka nicht mehr funktionieren würden.

Vielleicht haben Sie am 7. April 2011 das Tagesgespräch am Mittag mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Jakob Kellenberger, gehört, der meinte, in Somalia finde seit Jahren die grösste humanitäre Katastrophe statt. Die Weltgemeinschaft hat sich an die Kriegswirren in diesem Land gewöhnt und ich nehme an, dass sich in den nächstens Jahren leider daran nichts ändern wird, weil Somalia weder strategisch noch wirtschaftlich interessant ist. Heinrich Frei und Bashir Gobdon werden am Schluss der Versammlung näher auf die derzeitige politische Situation eingehen.

Merka wird seit 3 Jahren von der islamischen Gruppe Al Shabaab beherrscht. Ich denke, dass unsere Leute in Merka uns viele unerfreuliche Ereignisse gar nicht melden. Sie müssen mit der Al Shabaab Aministration leben und können gegen ihre Entscheide nur sehr mühsam etwas unternehmen. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch ein Grund ist, weshalb wir oft nur in kurzen Mails über die Geschehnisse in New Ways informiert werden. Wie Sie wissen, hat Al Shabaab eine Zusammenarbeit zwischen dem Ambulatorium New Ways und Médecins du Monde nicht geduldet und das New Ways Ambulatorium geschlossen. Dank dem Einsatz unserer Leute in Zusammenarbeit mit dem Ältestenrat von Merka konnte das Ambulatorium vor einigen Wochen wieder eröffnet werden. Darüber informiert Frau Dr. Rambert ausführlich in ihrem Bericht über die medizinischen Projekte von New Ways. Da sie leider heute verhindert ist, werden wir Ihnen diesen Bericht anschliessend vorlesen.

Primarschule
Abdullahi, der jetzige Leiter von New Ways teilt mit, dass unsere Primarschule, die einzige Schule ist, für die die Eltern nicht bezahlen müssen. Er vermerkt, dass dieses Jahr noch kein einziges Kind die Schule verlassen hat und er meint, dass dies dank der guten Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern möglich ist. Es sind 14 Lehrerinnen und Lehrer, die 515 Kinder unterrichten (254 Mädchen und 261 Knaben). Leider können dem Lehrpersonal keine Weiterbildungen mehr angeboten werden, da die UNICEF und die UNESCO den Süden Somalias, der von der Organisation Al Shabaab beherrscht wird, verlassen mussten. Dank privaten Spendern aus der Schweiz ist es möglich, den 240 ärmsten Kindern wöchentlich fünf warme Mahlzeiten anzubieten.

Seit kurzem haben wir einen Mailkontakt mit drei Frauen, die schon zu Vres Zeiten in New Ways gearbeitet haben. So machte uns die Primarschulleiterin den Vorschlag, dass die Kinder die New Ways Primarschule durchgehend von der 1. Klasse bis zur Sekundarschule besuchen können. Jetzt müssen sie nämlich nach der vierten Klasse in andere Institutionen gehen, die einen schlechteren Unterricht anbieten als die New Ways Schule. Wir mussten Frau Hawa Hassan Dirie mitteilen, dass wir ihren Wunsch nicht erfüllen können, weil wir weder die menschlichen noch die finanziellen Kapazitäten haben, die vorhandenen Projekte auszubauen. Sie hat uns auch gebeten, das Gebäude zu sanieren, darin kann ich ihr nur zustimmen. Es war schon bei meinem Besuch in Merka, im Jahr 2006, in einem schlechten Zustand.

Sekundarschule
Abdullahi schreibt, dass es vor allem Probleme mit dem Lehrstoff gibt, es wird nämlich immer noch derselbe verwendet, der bereits vor dem Zusammenbruch de alten Regierung 1991 gültig war. So arbeiten die Lehrer mit Material, das sie schon vor zwanzig Jahren benutzten. Ich habe damals kaum Bücher gesehen als es noch möglich war nach Somalia zu reisen.

Im Oktober 2010 begann ein neues Schuljahr, es haben sich 156 Schülerinnen und 207 Schüler eingeschrieben. Abdullahi schrieb, sie hofften, dass insgesamt 500 Schüler und Schülerinnen die Sekundarschule besuchen würden, aber dies sei leider nicht möglich, weil die Jugendlichen zum Teil vom Lande nach Merka zur Schule kämen. Die Landbevölkerung ist sehr arm, weil die Bauern wegen der Dürre viel zu wenig ernten konnten. Einige Jugendliche versuchten doch, in Merka die Schule zu besuchen, mussten dann leider aber bald wieder heimkehren, weil sie den Lebensunterhalt in Merka nicht mehr bestreiten konnten. Glücklicherweise hat Al Shabaab keine Jugendlichen in den letzten sechs Monaten für den Militärdienst rekrutiert.

Dieses Jahr haben wir wiederum Sekundarschülerinnen und Schüler gebeten, uns etwas über ihren Schulalltag und ihr Leben zu schreiben. Dabei haben fünf Mädchen und vier Knaben einen Bericht geschrieben. Leider sind alle Berichte sehr kurz. Alle Schülerinnen und Schüler betonen, wie wichtig die Bildung sei.

Ambe Banaan
Wie Sie wissen, schicken wir schon seit Jahren den Bauern von Ambe Banaan 1'000 USD jährlich, mit dem sie Samen kaufen und die Kanäle reinigen. Wir sind uns sehr bewusst, dass dies sehr wenig Geld ist. Ambe Banaan liegt eine gute Autostunde von Merka entfernt und das Interesse unserer Leute in New Ways Merka für die Bauern war nicht gross. Vor einiger Zeit haben uns die Verantwortlichen in New Ways Merka (Abdullahi und Salaad) mitgeteilt, dass sie der Bevölkerung in Ambe Banaan helfen möchten, modernere Methoden der Bewirtschaftung des Bodens zu lehren. Sie würden Leute kennen, die früher bei CEFA (eine christliche italienische Organisation für Landwirtschaft, die nicht mehr in Merka geduldet wurde) gearbeitet haben. Ich kannte damals einige Somalier, die für diese Organisation gearbeitet haben, sie haben aber nie erzählt, was sie genau machen. Wir werden jetzt Abdullahi bitten, von diesen Leuten einen genauen Plan zu verlangen, wie sie diese Schulung durchführen wollen. Wir haben uns auch vorgestellt, diese Bauern könnten vorerst alphabetisiert werden durch Lehrer, die in Ambe Banaan Schule geben.

Da ich die Leute und die Situation in Merka etwas kenne, weiss ich, dass man solche Angebote gut prüfen sollte, es wäre nicht in unserem Sinne, wenn sich eine Person mit diesem Projekt bereichern würde. Eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung ist dringend und nötig, aber meiner Meinung nach, wäre dies ein Projekt für eine Organisation, die sich professionell auskennt und die sich dann ausschliesslich für die Bauern einsetzt.

Sanitation
Das Stadtsäuberungsprojekt funktioniert wie eh und je, Abdullahi hat geschrieben, dass die Abfälle ausserhalb der Stadt verbrannt werden. Es musste ein jüngerer Esel angeschafft werden, um diesen Transport zu leisten. Ich bin mir nicht so sicher, ob diese Säuberung regelmässig durchgeführt wird, es hat nicht immer so gut geklappt als ich noch nach Merka reisen konnte. Die Leute, die diese Arbeit verrichten sind auch schlecht bezahlt. Diese Arbeit sollte eigentlich die Administration an die Hand nehmen. Vor Jahren hat New Ways mit dem damaligen Gouverneur verhandelt, der sich unsere Anliegen angehört hat. Leider hat sich aber nie etwas verändert.

Mich hat es sehr gefreut, dass wir endlich einen Mailkontakt mit drei Frauen beginnen konnten, die alle drei während Jahren mit Vre zusammengearbeitet haben. Aus ihren Berichten geht hervor, dass sie dankbar sind, dass wir uns von Zürich aus immer noch um die Menschen in New Ways Merka kümmern, sie haben sich auch bei den Spenderinnen und Spendern bedankt. Wir haben sie gefragt, uns alle drei Monate einen Bericht zu mailen. So wissen wir endlich auch, was Frauen über die Projekte von New Ways denken.

Es nützt nichts uns den Kopf zu zerbrechen, ob wir je wieder eine Organisation finden werden, die die Projekte übernehmen könnten. Wir haben unsere Leute in Merka darüber informiert, dass sie selbst aktiv werden sollten, Lösungen zu finden, wie sie in einigen Jahren den Betrieb aufrecht erhalten können. Für die nächste Zeit sind wir aber noch fest entschlossen, New Ways weiterzuführen und danken Ihnen allen nochmals ganz herzlich für Ihre Unterstützung.

Immer wenn es wieder wärmer wird, hege ich die Hoffnung noch einmal nach Merka zu reisen in Begleitung meiner Vorstandkolleginnen- und Kollegen.

Jenny Heeb im April 2011

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