Generalversammlung 24. März 2012
Liebe Anwesende und FreundInnen von New Ways
Das vergangene Geschäftsjahr verlief im Ambulatorium New Ways relativ ruhig. Mit der Schliessung der beiden Médecins du Monde-Zentren Horseed und Wagadir - Ende März 2011 in Merka - hat sich die Patientinnenzahl für New Ways fast verdoppelt. Aktuell sind es ca. 2'100 PatientInnen pro Monat.
Auf eine Masernepidemie im vergangen Herbst mitten in der Dürrezeit, die auch das Dorf Ambe Banaan in Mitleidenschaft zog, reagierte unser Team eigenständig und vorbildhaft.
Unser Arzt scheint inzwischen etwas besser in die Administration von New Ways integriert. Es ist uns gelungen, ihn zur Teilnahme an den monatlichen Komitee-Sitzungen vor Ort und zu monatlichen Kurz-Rapporten an uns zu verpflichten.
Ein ernsthafter Konflikt zwischen der New Ways-Apothekerin und der New Ways- Administration konnte vorderhand auch mit Mail-Hilfe aus Zürich entschärft werden.
Alles also wunderbar? Gibt es hier in Zürich keine Alltagssorgen betreffs unseres Ambulatoriums?
Ihr habt wahrscheinlich bereits früher von der leidigen Verschleppung des sogenannten PCA , d.h. eines personal cooperation agreements mit der UNICEF - gemeint ist ein offizieller Status von New Ways bei UNICEF - gehört.
Für UNICEF ist New Ways seit Jahren und bis heute immer noch ein Anhängsel von COSV (einer ebenfalls in Merka im Gesundheitssektor tätigen italienischen NGO).
Nur ein Statusproblem könnte man sich fragen? UNICEF liefert ja über COSV regelmässig die Impfstoffe und das entsprechende Material für die Durchführung der Impfungen auch für New Ways. Grundsätzlich halten wir einen eigenständigen Status aus verschiedensten Gründen dennoch für wichtig und erstrebenswert.
Aber die Ereignisse überstürzen sich. Denn die Al Shabab, die in Merka und dieser Region - ihr habt es bereits gehört - immer noch an der Macht ist, hat im vergangenen Spätsommer alle UNICE -Tätigkeiten in dieser Region verboten. Wohl eine willkürliche, selbstherrliche Antwort auf ihre Vertreibung aus Mogadishu?
Die UNICEF habe inzwischen für einen Teil ihrer Tätigkeiten Umgehungswege gefunden. Dies erfahren wir wie zufällig anfangs dieser Woche durch einen zuverlässigen Kontaktmann der UNICEF Nairobi, den wir endlich im letzten Herbst kennenlernten.
Dass das New Ways-UNICEF Statusproblem angesichts der aktuellen Lage wieder nicht etabliert werden kann, ist enttäuschend. Das kann warten.
Jedoch die Vorstellung, dass so lange Zeit verstreicht, bis Lösungen gefunden werden, dass in der Zwischenzeit die Impfaktivitäten in dieser Region brach liegen, dass möglicherweise zusätzliche Zeit verschwendet wurde auch durch New Ways, das ist bitter.
Denn: Seit wann gab es diese Umgehungskanäle? Hätte Abdullahi früher von diesen wissen können? Warum glaubte ich einmal mehr mit dieser im vergangenen Herbst etablierten direkten Anlaufstelle zwischen Abdullahi und der UNICEF würden Problemlösungen gemäss meinen europäischen Kommunikations - Idealvorstellungen ablaufen?
Unsere E-Mail NGO in einem failed state wie Somalia ein Ding der Unmöglichkeit also? Angesichts der kruden Arroganz der Al Shabab - Macht, angesichts der Arbeitsweise der lokalen NGOs, die sich - wohl auch aus Clanrivalitäten - wenig bis kaum untereinander austauschen, angesichts der trägen Unicefstrukturen.
Aber auch angesichts einer stoischen Passivität unserer New Ways-MitarbeiterInnen gegenüber einem Al Shabab Bann, der ja ihre Impfprogramme betrifft . Einer uns manchmal befremdenden Passivität, die unsere Idealvorstellungen kreativer, unbürokratischer, widerständiger Eigeninitiative und Abläufe zu strapazieren droht.
Nach 4 Jahren Vorstandstätigkeit habe ich begriffen, dass nicht zuletzt das Zulassen solch political unkorrekter Gedanken, aber dann vor allem ihre Bewältigung und Gestaltung immer wieder zum Kerngeschäft unserer Arbeit gehören.
Diese Erfahrung wollte ich mit Ihnen durch dieses kleine Beispiel teilen.
Bigna Rambert
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