Jahresbericht Mai 2004 – Mai 2005
Im Juni/Juli 2004 verbrachte ich sieben Wochen
in Merka. Eines der Ziele meiner Reise war es, zwischen New Ways und der italienischen Organisation COSV (Comitato d’Organizzazione
di Servizio Volontario) eine enge Zusammenarbeit zu erwirken, was die Leute von
COSV sehr erfreute und unseren Leiter, Dr. Mohamed Roble eher missmutig stimmte. Er
fürchtete um seine Stellung bei den Angestellten von New Ways. Bashir Gobdon,
unser Vorstandskollege kam für 10 Tage nach Merka und zusammen haben wir die
Verunsicherung beim Leiter abbauen können. Ausserdem erreichten wir ein
besseres Verständnis unserer Angestellten für unsere Bemühungen, Geld für ihre
Löhne zu bekommen.
Sie mögen sich vielleicht noch daran erinnern, dass der Vorstand des Fördervereins beschlossen hatte, dem aus London kommenden
somalischen Arzt, Dr. Abdi Hersi während vier Monaten (April bis Juli 2004) ein
monatliches Gehalt von USD 2'500.-- zu bezahlen, damit er in Merka bleibe. COSV hatte damals damit gerechnet, Dr. Hersi ab August, nach Erhalt der Gelder der Europäischen Union, bezahlen zu können. COSV teilte mir jedoch im Juli in Merka mit,
dass noch keine Gelder eingetroffen seien, sodass sie den Arzt nicht zahlen
könne. Nach kurzer Überlegung erklärte ich mich bereit, das Salär des Arztes bis Ende Dezember 2004 zu
übernehmen, ohne vorher meine Vorstandskolleginnen- und kollegen davon zu unterrichten. Mein Entscheid führte dann in Zürich zu grossen
Auseinandersetzungen. Teile des Vorstandes wollten das hohe Salär des Arztes
verglichen mit den kleinen Löhnen der Angestellten von New Ways nicht mehr
länger akzeptieren. Sie befürchteten, Dr. Hersi könnte plötzlich nach London zurückkehren und COSV könnte meinen, New
Ways sei auch im Jahre 2005 bereit, für dieses Salär aufzukommen. Inzwischen
sind die Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt. Anlässlich des Merka-Besuches im
März 2005, vereinbarten Urs Markwalder und ich mit Dr. Hersi, dass er
wöchentlich einen Tag im Ambulatorium von New Ways arbeitet und ihm dafür ein entsprechendes
Salär ausgerichtet wird. Dr. Hersi ist jetzt für die medizinische Versorgung
der Lower Shabelle Region verantwortlich und erhält sein Gehalt von einem
Globalfund, der, soviel ich hörte, von Bill Gates gespiesen wird.
Mein Optimismus, den ich an der letztjährigen Generalversammlung bezüglich einer engen
Zusammenarbeit mit COSV hegte, ist leider verflogen. Es hat sich in der
Zwischenzeit erwiesen, dass diese Organisation immer auf finanzielle
Unterstützung unsererseits hofft, aber uns nie klar darüber informiert, wie sie
organisiert ist und woher sie das Geld bezieht. Sie wartet immer noch auf Geld
für ihre vielzähligen Projekte in der Region des Lower Shabelle und für das
Spital in Merka. Urs Markwalder und ich sind uns darüber einig, dass der
Leiter, Dr. Roble und die Angestellten von New Ways sehr selbstverantwortlich
handeln und nicht auf Hilfe von aussen angewiesen sind.
Natürlich wollen wir den Kontakt zu COSV nicht abbrechen, sind wir doch sehr froh um die Geldüberweisungen, die sie von
Nairobi nach Merka organisiert, und um die Möglichkeit in ihrem Haus in Merka
essen, übernachten und ihre Autos benutzen zu können. Mit Stolz zeigte mir Dr. Roble letzten Sommer
die „non formal education“ Schule, ein um, Kindern, die sonst den ganzen Tag auf der
Strasse verbringen würden, Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. 120
Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren besuchen diese Schule und werden von 9 Freiwilligen unterrichtet, die
die Sekundarschule abgeschlossen haben.Unter ihnen befindet sich auch Rabah, die
Apothekerin. Leider werden diese Leute nicht entschädigt, wir hoffen sehr, dies in Zukunft ermöglichen
zu können. Im September organisierte der Förderverein einen Brunch im Gemeinschaftszentrum Wipkingen, wo ich über meine Erfahrungen in
Merka berichtete. Es haben 80 Personen teilgenommen, darunter sehr viele Somalier und
Somalierinnen mit ihren Kindern.New Ways beschäftigt zurzeit 12 Wachtmänner,
die Tag und Nacht die verschiedenen Gebäulichkeiten (Ambulatorium, Primar- und
Sekundarschule) bewachen. Ausserdem begleiten sie uns Besucher aus der Schweiz
überall hin. Ich habe festgestellt, dass der Begleitschutz im März im Vergleich zu
früheren Jahren etwas gelockert worden ist (dies dank einer gewissen
politischen Entspannung im Lande). Autofahrten haben wir mit weniger
Wachtmännern gemacht und beim Besuch des Hauses einer befreundeten Somalierin
genügte die Begleitung eines Wachtmannes. Es ist zu hoffen, dass es in naher
Zukunft keine Männer mehr braucht, die ihr Leben mit dem Tragen eines Gewehres
verdienen. Die Frage wird uns dann aber beschäftigen, was mit diesen 12 Leuten
zu tun ist. Nach wie vor ungelöst ist das Problem einer Berufsausbildung-
oder- arbeit für die SekundarschulabgängerInnen. Es ist mir
bewusst, dass die Leute von New Ways selbst aktiv werden müssen, geeignete
Arbeitsplätze zu finden. Unsere Aufgabe ist es, sie immer wieder zu ermuntern, tätig zu
werden und zu bleiben.
Es lohnt sich
weiterhin sehr, in New Ways zu investieren. Mit Ihrer Unterstützung
ermöglichen sie diesen
Menschen sich selbst zu helfen.
Urs Markwalder informiert Sie im Reisebericht über
die Aktivitäten in den verschiedenen Zweigen.
Jenny Heeb, Zürich im Mai 2005
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